Wer noch ganz spät im Jahr einen Marathon bestreiten will, dem bleiben nicht mehr all zu viele Optionen. Ein ganz spezieller seiner Art ist der Heiligabend Marathon in Hoppstätten Weierbach, der zum 15. Mal vom Bärenfelsteam, alias Familie Feller, ausgetragen wurde. Wenn man einem Marathon das Prädikat rustikal verleihen würde, dann trifft das auf diesen 42.195km langen Lauf mehr als zu.
Schon der Start ist bei diesem Marathon anders. Unter einer Autobahnunterführung werden die Startnummern ausgegeben, da es um 7:30 an Heiligabend noch dunkel ist, von den Scheinwerfern eines laufenden Autos etwas erhellt. Schnickschnack gibts in dem kleinen Industriegebiet an der A62 nicht. Ein paar Bänke zum Umziehen in der Unterführung, ein heisser Tee, das wars. Es ist der einzige trockene Ort bei starkem Nieselregen und dickem Nebel, dafür zieht der kalte Wind durch das Betonloch. Wer sich jetzt von dieser Situation irritieren lässt, der zieht zu viel an, denn draussen ist es immer deutlich wärmer, als in diesem kalten Tunnel.
Punkt 8:15 ist es soweit, Robert Feller startet kurz vor der Unterführung den 15. Heiligabend Marathon mit 94 Startern. Der Nieselregen hat etwas nachgelassen und zum Laufen ist es gar nicht mal so unangenehm. Vor allem sieht man jetzt mal was, denn das Morgengrauen lässt etwas von der Laufstrecke erkennen. Man kann sich durchaus einen gemütlicheren Ort am Heiligabend Morgen vorstellen, dass man als Marathonläufer ne Schraube locker hat, ist klar, aber hier zu starten, da muss die Schraube ziemlich gross sein.
Rustikal dann auch die Strecke, direkt nach 300 Metern gehts bergauf, und das ist für die nächsten 3 Kilometer meistens die Richtung, wo hingelaufen wird. Der Weg ist trotz Feuchtigkeit gut zu laufen und nach 2km beginnt dann der richtige Anstieg, 160 Höhenmeter auf ungefähr 1km verteilt, 60 hat man schon in den Beinen. Das wäre nicht so dramatisch, müsste man das nicht mehrmals absolvieren, denn der Marathon besteht aus fünf identischen Runden.
Also gut einteilen ist im Nordsaarländischen Hochwald absolute Pflicht! Der Parcour verläuft ausschliesslich durch den Wald über gute Wege, das Laufen ist technisch also kein Problem, aufpassen muss man aber immer wieder mal. Nach 3 Kilometern hat man den höchsten Punkt erreicht und dann geht es leicht bergab, sehr angenehm zu rennen, bis wieder eine 500m lange Steigung folgt, aber die nimmt man so nebenbei mal mit, bevor es wieder hinunter geht und man nach 5,8 Kilometern an den Start unter der A62 zurückkommt.
Hier hat sich die Feller Familie aber etwas Neues einfallen lassen: In den Vorjahren gab es immer einen U-Turn im Tunnel um einen grossen Nussknacker herum, das wurde durch eine Schleife in einer Wiese ersetzt. Also auch noch Crosseinlage zum Schluss der Runde und feuchte Füsse. Ja, und dann gings wieder hoch in Richtung Bärenfels. Die nächste Runde stand an.
Wolle wusste noch nicht, ob er den Marathon nach seiner Erkältung ganz bestreiten könnte und ging deshalb das Ganze mal sehr verhalten an, zum Ausschwitzen, wie er es nannte. Bei mir war das etwas Anderes, ich fühlte mich von Beginn an gut und versuchte den Kontakt zur Spitze mal nicht zu gross werden zu lassen. Das gelang auf den Läufer auf Platz 3 sehr gut, die ersten Beiden waren aber zu schnell unterwegs, also abgehakt.
In der zweiten Runde, am grossen Anstieg, überholte ich dann den Dritten und mehr passierte dann auch nicht mehr. Ich lief einen grossen Vorsprung heraus und den Marathon problemlos fertig, immer auf Zug, aber ohne an die Grenzen zu gehen. Ein toller Jahresabschluss und erneut ein Gesamtpodestplatz für den BRC! Schöner Kommentar des anwesenden Reporters der Saarbrücker Zeitung: „Es sah bei deinem Zieleinlauf nicht gerade aus, als ob du an die Grenzen gegangen wärst“. Mal ein Journalist mit Sachverstand :).
Wolle lief den Marathon dann doch fertig und schaffte es auf den 3. Rang in der M50 und damit auf das Podest in der Altersklasse! Erfolgreiches Ausschwitzen nennt man das.
Dank der Familie Feller und ihren Helfern ist dieser kleine Marathon an Heiligabend etwas ganz Besonderes. Hier wird noch mit Herzblut etwas auf die Beine gestellt, ganz ohne Tamtam und grossen Marketingsprüchen, Bravo! Vermisst hatte ich die Grossmutter, die in den Vorjahren immer an der Verpflegungsstelle stand, sie hat man bei den widrigen und kalten Wetterbedingungen sicherheitshalber im Warmen zu Hause gelassen. Opa Franz lief den 8.5km-Lauf, der neben dem Marathon ebenfalls angeboten wird und nochmals 120 Starter aufwies.
Hier der Bericht aus der Saarbrücker Zeitung:
Harte Nuss geknackt
Bärenfelslauf: 94 Extremsportler absolvieren Marathon am Heiligen Morgen
Von Frank Faber
Einer der deutschlandweit ganz wenigen Marathon-Veranstaltungen an Heiligabend ist der Bärenfelslauf. Der über den Bärenfels bei Nohfelden führende Volkslauf gilt unter Extremsportlern als beliebte Bescherung. Auch dieses Mal waren am Heiligmorgen wieder 94 Läufer am Start. Der Engländer Steve Chase musste kurzfristig absagen. „Er hatte auf dem Weg zum Flugplatz eine Autopanne und seinen Flieger verpasst“, bedauerte Organisator Robert Feller.
Fünf Grad zeigte das Thermometer, es nieselte als Feller den Pulk auf die 42,5 Kilometer lange Landschaftstour schickte. Es galt, fünf Runden mit jeweils 8,5 Kilometer zu bewältigen. Vom ersten Schritt an ging es stetig bergan. Ab Kilometer 1,5 folgte dann eine Steigung mit durchschnittlich acht Prozent, ehe das steilste Stück des Höhenweges erklommen werden musste. „Fünf Mal, das ist schon ein Brett“, schnaufte Alexander Barnsteiner nach den Strapazen. Früh hatte sich der Landauer bei seinem ersten Start am Bärenfels vom restlichen Teilnehmerfeld verabschiedet und war sein eigenes Rennen gelaufen. „Es war für mich besser, nach Gefühl als nach der Uhr zu laufen“, erklärte der 42-Jährige, der sich erst seit einem Jahr über die langen Strecken bewegt. Auf den finalen Kilometern musste er die Zähne zusammenbeißen. „Ich habe leichte Krämpfe im Oberschenkel verspürt“, erzählt Barnsteiner. Dennoch hielt er sein Tempo. Mit 2:57:33 Stunden war der gebürtige Bayer der einzige Läufer des Feldes, der die Drei-Stunden-Marke unterbieten konnte. „Auf der anspruchsvollen Strecke ist das eine sehr gute Zeit“, freute er sich. Fast fünf Minuten nach ihm überquerte der zweitplatzierte Andreas Ronig mit 3:02:22 Stunden den Zielstrich. Der aus Losheim stammende Rainer Hauch lief nach 3:11:42 Stunden auf Rang drei ein. Vor zehn Jahren war Hauch auch Premierensieger des Saarbrücker Stadtmarathons. „Ich warte noch auf meinen Bruder Wolfgang, dann feiern wir gemeinsam bei den Eltern in Losheim Weihnachten“, sagte Hauch, der in Basel wohnt. Wolfgang landete mit 3:48:39 Stunden auf Gesamtrang 17.
Schnellste Frau und Gesamtzehnte im Ziel war Martina Görlich aus Eicherscheid bei Monschau in der Eifel. Nach 3:38:27 Stunden blieb für die Bärenfelslauf-Debütantin die Uhr stehen. „Es war mordsmäßig anstrengend. An der letzten Verpflegungsstelle habe ich dringend einen Energieschub gebraucht, danach ging es wieder gut“, berichtete die 27-Jährige. Die schnellsten Beine über 8,5 Kilometer hat der Tholeyer Sammy Schu von den LTF Marpingen. Der 23-Jährige gewann in 29:17 Minuten vor Marc Prins, der 66 Sekunden später einlief. Dessen Ehefrau Jule Prins markierte mit 32:41 Minuten einen neuen Streckenrekord bei den Frauen. Insgesamt 229 Sportler erreichten das Ziel. Danach konnte das Bärenfels-Organisationsteam um Feller zum gemütlichen Teil am Heiligabend übergehen.