Der erste Saarbrücken Marathon war nicht nur eine Premiere in der Landeshauptstadt, sondern gleichzeitig auch der erste Stadt-Marathon im Saarland. Obwohl die Strecke nicht ganz flach und somit auch nicht sehr schnell war, meldete ich mich an, denn ich hatte noch ein anderes Ziel: Im Gesamtklassement recht weit vorne zu sein. Die schnellen Saarländer hatten sich nicht angemeldet, dass konnte ich bereits der Startliste entnehmen und da es kein hohes Preisgeld gab, waren auch keine Starter aus Afrika zu erwarten.
Vom Start weg führte ich den Marathon an
Vom Start weg lief ich dann beim Marathon an der Spitze, schön mein vorgesehenes tempo einhaltend, so richtig bewusst wurde das mir erst, als sich das Führungsvelo neben mir platzierte und vortan begleitete. Ein tolles Gefühl, noch spezieller wurde es dann, als das Motorrad des Saarländischen Rundfunks mit Kameramann vor mir herfuhr. Wow, das machte Spass.
Die Strecke in Saarbrücken war eigentlich gar nicht so übel, es waren 4 Runden, die an der Saar entlang gelaufen wurden, inklusive zwei Abstecher in die Stadt. Für die Zuschauer war das genial, wenn man sich an der richtigen Stelle platzierte, konnte man die Läufer ganze dreimal pro Runde sehen. Als ich zum ersten Mal den U-Turn an der Lyonerfabrik erreichte, konnte ich wunderbar sehen, wer mir als Konkurrent folgte. Der Abstand war schon sehr gross, und es waren ja noch keine 10 Kilometer gelaufen. Aber an einen Gesamtsieg denken, dass konnte ich sicherlich noch nicht, dazu hatte ich noch allzugut das Dilemma beim Basler Marathon im Kopf, wo ich nach 41 Kilometern als Führender noch von zwei Läufern überholt wurde. Das darf mir heute auf keinen Fall passieren.
Ab der Hälfte musste ich bei den Überrundungen aufpassen
Die erste Runde war dann sehr bald vorbei und es fühlte sich gut an, als Führender, keine Frage, die Leute riefen einem aufmunternd zu. In der zweiten Runde kam dann etwas Neues hinzu: Die ersten Überrundungen! Sie stellten noch kein Problem dar, im Gegenteil, viele von ihnen feuerten mich an und aplaudierten. Als ich nun zum zweiten Mal in die Lyoner-Schlaufe lief, konnte ich keinen Konkurrenten mehr hinter mir ausmachen, ich hatte bereits einen enormen Vorsprung. Beim Beenden der zweiten Runde wurde mir so langsam klar, dass ich hier gewinnen kann. Ich entschloss mich, sofort nur noch nach gefühl zu laufen und die Uhr nur noch nebenbei zu beachten. Ich wollte auf keinen Fall am Schluss einrechen.
Und so ging auch die dritte Runde zu Ende, konkurrenzlos, aber mit vielen Überrundungen, die waren jetzt schon etwas schwieriger geworden, denn stellenweise war es eng. Aber es ging alles gut und mein velobegleiter reichte mir zwischendurch immer wieder das Wasser, ein sehr netter Mensch, es erleichterte die Getränkeaufnahme enorm, denn ich musste nicht an die überfüllten Verpflegungsstationen.
Meine Eltern riefen begeistert, sie hatten sich Ausgangs der Stadtschlaufe postiert und so ging es in die letzte Runde. So schnell verliefen die Kilometer zwischen 30 und 42 noch nie. Was eine Gesamtführung doch so ausmacht. Adrenalin pur, man will gar nicht, dass es bald schon vorbei ist. Aber das Ziel kam immer näher und als ich zum letzten Mal die Lyoner-Schlaufe lief, da sah ich, dass tatsächlich Niemand in Reichweite war, ich hatte einen riesigen Vorsprung! jetzt reicht es zum Gesamtsieg, das war mir plötzlich klar. Und das beim ersten Sadtmarathon in der Heimat, es lief mir eiskalt den Rücken runter. Ich passte nun besonders auf, bei jeder Überrundung, es durfte nichts mehr passieren. Und so ging alles glatt, und als ich auf die Zielgerade am Theater einlief, da ging für mich ein Traum in Erfüllung, ich konnte es nicht glauben, ich gewann meinen ersten Marathon.
Und danach ging irgendwie alles ganz schnell vorbei, Interviews, Siegerehrung und so weiter. Für mich wurde es übrigens die persönliche Bestzeit, ich sollte sie nie mehr unterbieten.