Traumhaft schöner Lauf am Aletschgletcher

23. Juni 2019
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Ein Laufabenteuer in traumhafter Bergnatur wartet auf dich! So bewirbt das OK-Team des Aletsch Halbmararthons den Lauf in den Sozial Media und auf ihrer Webseite. Gleich vorneweg: Diesem Slogan wird die Veranstaltung in der „Aletscharena“ mehr als gerecht! Ein wirklich traumhafter Lauf und die Kulisse sucht ihres Gleichen. Allerdings benötigt dieses Laufabenteuer eine ganz entscheidende Zutat, ohne die kann es nämlich ganz anders aussehen: Sonniges Sommerwetter!

Bei der 34. Austragung des Walliser Bergklassikers am vergangenen Wochenende war die wichtigste Zutat in perfekter Qualität: Angenehme 18 Grad und eine fantastische Sicht bei klarem sonnigen Wetter. Jetzt konnte schon gar nicht mehr so viel schiefgehen.

Fast schiefgegangen wäre die Anfahrt für einige Teilnehmer. Wer nicht auf der Höhe übernachten wollte, der musste mit der Seilbahn von der Betten Talstation ins höher gelegene Bettmeralp. Die meisten Teilnehmer machten es so, was folglich zu Engpässen an der Luftseilbahn führte. Gut, wer früh angereist war, nach hinten wurde es dann eng.
Zum Glück befindet sich die Startnummernausgabe direkt im Gebäude der Bahn und auch der Start ist unmittelbar dort.

Mit Serena hatte ich einen Trainingslauf vor, also keinen Zeitdruck, einfach einen langen Lauf mit vielen Höhenmetern. Der Höhenunterschied vom Startort Bettmeralp bis zur Bergstation am Bettmerhorn ist nicht einmal so dramatisch, lediglich 700m unterscheiden die beiden Orte in der Höhe. Der Inferno-Halbmarathon hat zum Beispiel satte 2200 Meter, mehr als dreimal so viel! Aber Vorsicht, was man nicht vergessen darf, es geht beim Aletsch zwischendurch auch mal bergab und somit muss man diese Meter nochmals hinzurechnen. Am Ende ist man dann bei gut 1000m Höhenunterschied.

Vom Start weg geht’s im Ort leicht bergauf, gut zu laufen, dann wird’s nach wenigen Kilometern im Wald etwas enger und zum ersten Mal steiler. Aber nur kurz, ein wunderschöner Singletrail führt dann auf die offenen Bergwiesen zwischen Bettmeralp und Fiesch. Viele ehemalige Teilnehmer warnen vor diesem Singletrail, wer nicht vorne dabei ist, steht im Stau. Obwohl wir am Ende des ersten Blocks starteten ist dies aber nicht der Fall, genügend Platz und Luft, der Lauf macht richtig Spass und alle um uns herum sind guter Dinge und stressen auch nicht.

Nach 3 Kilometern geht’s dann bereits wieder bergab, nicht zu steil, ebenfalls auf einem Bergpfad, inklusive fantastischen Aussichten auf die Walliser Berge mit Matterhorn. Am Bettmersee warten bereits viele Zuschauer auf die Läufer und feuern die Meute an, eine tolle Stimmung.

Bis Riederalp geht es auf Singletrails weiter, eher leicht bergab, technisch einfach, dennoch muss man aufpassen, einzelne Steine können schnell mal zum Stolperstein werden. Nach ungefähr 10 Kilometern dann der erste echte Berganstieg. Nicht sehr lang, aber steil, und hier spürt man zum ersten Mal die Sonne. An der Riederfurka ist dann wieder Schluss mit dem „Klettern“, eine wunderschöne Schleife durch den Riederwald rund ums Riederhorn steht bevor.

Für mich ist es irgendwie der schönste Teil der Strecke, zumindest was das Laufen betrifft. Ein toller Singletrail, da macht es so richtig Spass. Der kühle Bergschatten und die sehr angenehme Luft sind einfach fantastisch, dazu der Geruch des Bergwaldes, Hammer! Serena, die sich in dem Moment selbst als Singapur City Girl bezeichnet, findet den Trail lauftechnisch ziemlich herausfordernd. Schwierig ist er allerdings nicht, aber stellenweise muss man aufpassen, da geht’s dann direkt an der Pfadkante ziemlich steil bergab, ein Fehltritt hätte hier schlimme Folgen.

Nach knapp 5 Kilometern ums Riederhorn erreicht man wieder die Riederfurka und jetzt wird es ernst mit der Strecke. Ein richtiger Berglauf war es bisher noch nicht, das soll sich nun ändern. Die Bäume verschwinden von nun an und man läuft in der ungeschützten Sonne. Wir haben erneut Glück mit dem Wetter: Vereinzelte Wolken spenden angenehmen Schatten, es könnte nicht besser sein.

Was man bisher noch nicht sehen konnte und auf was die meisten Läufer natürlich sehnsüchtig warten: Der Blick auf den Aletschgletscher. Dazu müssen von nun an aber ersteinmal gut 300 Höhenmeter gemeistert werden. Die Bergstation Mossfluh ist der nächste Fixpunkt und man sieht sie schon weit oben. Der Anstieg ist stellenweise sehr steil, aber zum Glück kommen immer wieder flache Stellen zum Verschnaufen. Das macht den Anstieg irgendwie noch angenehm.

Und dann ist es soweit: Der Aletschgletscher erscheint links neben dem Berggrad, was eine Aussicht, Gänsehaut! Ab jetzt laufen wir teilweise auf den Eisgiganten zu, meist begleitet er uns zur linken Seite, der Ausblick wird immer spektakulärer! Aber man darf nicht zu viel schauen, obwohl der Trail hier oben nicht zu den Schwierigsten gehört, aufpassen muss man dennoch, immer wieder kommen steinige Passagen.

Jetzt kann man das Ziel bereits gut sehen, die Bergstation am Bettmerhorn, nicht mehr weit entfernt, gut 2 Kilometer, aber leider ein gutes Stück höher als die Moosfluhstation, nochmals 300 Höhenmeter stehen bevor. Und die werden richtig steil, eine Wand! Die Kräfte sind nun ziemlich nahe 0, dass macht die Sache nicht einfacher, hinzu kommt die dünne Luft weit über 2000 Meter.

Riesige Schneefelder liegen in diesem Jahr noch am Bettmerhorn, der Weg zur Station ist aber freigeräumt, durch den Schnee laufen muss man nicht. Und was auf dem letzten Kilometer hinzukommt: Tour de France Stimmung! Zahlreiche Zuschauer haben sich unterhalb der Bergstation versammelt und feuern die Läufer lautstark an, eine tolle Atmosphäre, angeheizt vom Zielsprecher. Schliesslich ist auch der Schlussanstieg geschafft und die Anstrengung wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt.

An Verpflegung mangelte es während dem gesamten Lauf nicht, hier hat der Veranstalter keine Mühen gescheut, sogar im Schlussanstieg gibt es nochmals Nachschub. Ein wirklich toller Lauf, der die Beschreibung traumhaft durchaus verdient. Den Aletsch sollte man in der Tat als Läufer mal gemacht haben, ein Bergcrack muss man dafür nicht sein, aber ein paar Steigungen sollten im Trainingsplan nicht fehlen.

Ob der Lauf bei trübem Wetter nur annähernd das Gleiche ist, wage ich zu bezweifeln. Aber das liegt nicht in der Hand der Veranstalter, hier hilft nach einer frühzeitigen Anmeldung nur hoffen.

Spektakuläres Zielgelände unterhalb der Bergstation Bettmerhorn

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